Wie das Netz uns formt [1]

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[ Sat. Jan. 9. 2010 ]

Das Onlinemagazin Edge hat Wissenschaftler, Autoren und Künstler gefragt, wie das Internet ihr Denken verändert hat. Die Antworten sind bemerkenswert.

Zwei Milliarden Menschen nutzen weltweit das Internet. Die Debatten [4] um die neue Technologie verlaufen allerdings nicht überall gleich. In Deutschland beispielsweise beschränken sich die Diskurse um das Netz vor allem auf Medien- und Urheberrechtsdebatten.

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Hat sich unser Denken in Zeiten des geändert? (© Foto: iStock)

Die Veröffentlichung von "Payback", dem Buch des FAZ-Mitherausgebers Frank Schirrmacher [6] hat der deutschen Debatte zwar die Tiefe gegeben, die das Thema verdient.

Im Vorfeld der Veröffentlichung gab Frank Schirrmacher dem amerikanischen Literaturagent John Brockman ein Interview für dessen Onlinemagazin für Wissenschaftskultur Edge.org [7].

Da ging es auch um die Frage, die Schirrmacher in seinem Buch behandelt - wie verändert dasInternet [8] das Denken? Brockman hat diese Frage nun aufgegriffen, und sie als seine Grundsatzfrage formuliert, die er am Ende jedes Jahres den Wissenschaftlern und Autoren stellt, die auf Edge debattieren und veröffentlichen.

Die Antworten wurden jetzt auf Edge.org veröffentlicht [9]. Die Autoren sind 131 einflussreiche Wissenschaftler, Autoren und Künstler.

Mehr zerstreut als unterstützt

Die Antworten fielen sehr unterschiedlich aus. Und doch ist die Sammlung kurzer Essays ein gutes Beispiel dafür, auf welchem Niveau in den USA über das Internet debattiert wird. Wobei sich die Debatte keineswegs auf die zwei Lage der Zukunftseuphoriker und Kulturpessimisten beschränkt.

Und selbst wenn man selbst die Dinge anders sieht, fordern auch die kulturpessimistische Ansätze wie zum Beispiel die Aufsätze des Schriftstellers Nicholas Carr, des Medientheoretikers Douglas Rushkoff und des Mathematikers Nassim Taleb zum Nachdenken auf, anstatt zu Widerspruch zu reizen.

Taleb wird übrigens von der Veröffentlichung seines Textes nicht viel mitbekommen haben. Taleb ist bis zum Sommer 2010 bewusst offline. Und siehe da: "Ich fühle, wie ich wieder wachse", schreibt er. Wo die Online-Abstinenz zur Heilung wird, erscheint das Internet als Krankheit.

Dabei gesteht Taleb ein, dass "Technologien das Beste auf der Welt sind." Aber vom Internet fühlt er sich doch mehr zerstreut als unterstützt, der Wissenszuwachs im und durch das Netz erscheint dem Mathematiker als Illusion: "Wir denken wir wissen mehr als wir wirklich wissen", die Welt sei einer intellektuellen Hybris verfallen.

Bestes Beispiel dafür ist für ihn, dass auch das schier endlose Wissen des Netzes die Finanzkrise niemanden erahnen ließ. Taleb hingegen hatte im Jahr 2007 detailliert vor einem Zusammenbruch der Banken gewarnt.

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